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ZeMKI, Universität Bremen

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Projekte

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Mediatisierung von Eltern-Kind-Beziehungen im Kontext transnationaler Migration. Eine vergleichende Untersuchung der Artikulation verkörperter und medialer Praktiken der Sorge und Erziehung in transnationalen Familien

Projektleiter/-innen: Prof. Dr. Heike Greschke

Projektmitarbeiter/-innen: Diana Dreßler, Konrad Hierasimowicz

Wie werden Primärbeziehungen und Alltag in Familien aufrechterhalten, wenn zwischen Eltern und Kindern geographische Distanzen und staatliche Grenzen liegen? Welche Bedeutung haben Kommunikationstechnologien in diesen transnationalen Fernfamilien-Arrangements?

Das Ziel des Projekts besteht in einer transnational vergleichend angelegten Rekonstruktion der techno-sozialen Verfasstheit familialer Alltagswelten im Kontext transnationaler Migration. Familie wird hier verstanden als "durch die Übernahme und das Innehaben einer Mutter- und/oder Vater-Position im Lebensalltag eines Kindes generiert" (Lenz 2007: 192). Das Projekt untersucht, wie und mit welchen Implikationen es (nicht) gelingt, in geografischer Distanz eine Mutter- oder Vater-Position im Lebensalltag eines oder mehrere Kinder innezuhaben. Dabei legt das Projekt besonderes Augenmerk auf die Wechselwirkungen zwischen technologischen und sozialen Prozesslogiken und die Frage, wie sich diese in Interaktionsmustern, familialen Routinen und Sorge- und Erziehungspraktiken manifestieren. Konzeptioneller Ausgangspunkt ist die Annahme, dass nicht nur Alltagsleben, soziale Beziehungen und Praktiken zunehmend mediatisiert werden, sondern auch umgekehrt Medien im Alltag ihre Bedeutung als Instrumente der Gestaltung des sozialen Lebens entfalten, Medien mithin im Zuge ihrer Innovations- und Gebrauchsgeschichte zunehmend sozialisiert werden. Bei der Frage, welche gesellschaftlichen Veränderungen die fortschreitende Integration von Medien in den Alltag und die zunehmende Mediatisierung interpersonaler Kommunikation allgemein mit sich bringen und wie die Mediatisierung der unmittelbaren sozialen Beziehungen von den Akteur/innen befördert und gestaltet wird, stellen transnationale Familien gewissermaßen eine Avantgarde dar, da sie in besonderem Maße auf kommunikative Mobilitätsressourcen zurückgreifen müssen, um die Einschränkungen körperlicher Mobilität zu kompensieren, die mit transnationaler Migration verbunden sind.

Für die Untersuchung soll ein Sample an geeigneten Vergleichs- und Kontrastfällen zusammengestellt werden, das verschiedene Raum-Zeit-Muster, Grenzregime und (sozio-kulturelle) familiale Konstellationen repräsentiert. Entsprechend seinem Forschungsgegenstand ist das Projekt als transnationale kollaborative Forschung angelegt, die ethnografische mit kommunikationsanalytischen Methoden verbindet, um so die Alltagswelten transnationaler Familien in ihrer spezifischen techno-sozialen Verfasstheit zu beschreiben. Zunächst soll mithilfe ethnographischer Methoden ein Sample aus verschiedenen Familienkonstellationen generiert und in ihrer spezifischen techno-sozialen Beschaffenheit beschrieben werden. Im zweiten Schritt werden die multimodalen und multimedialen kommunikativen Welten transnationaler Familien in vergleichender Perspektive und mithilfe von gattungsanalytischen Verfahren untersucht.

Folgende Fragen sind richtungsweisend für die Analyse:

  1. Welche techno-sozialen Ressourcen und Praktiken ermöglichen es, "Wir-Beziehungen" in einer transnationalen familialen Alltagswelt – einem Bereich der Welt "der zugleich in gemeinsamer Reichweite gegeben ist" (Schütz 1971: 366) – zu pflegen, obgleich sich die Beteiligten an mehr oder weniger weit voneinander entfernten geografischen Orten befinden.
  2. Wie verändert sich die Institution Familie hinsichtlich ihrer Primärbeziehungen und -aufgaben durch die strukturierende Eigenmacht von IKT? Inwieweit prägen etwa Kommunikationstechnologien die Praktiken und Semantiken von An- und Abwesenheit, Intimität, Vertrauen und Loyalität in transnationalen Familien? Auf welche Weise und in welchem Maße lässt sich Sorge- und Erziehungsarbeit mediatisieren?
  3. In welchem Verhältnis stehen verkörperte und medial vermittelte Interaktions- und Handlungsformen in der Elternschaft auf Distanz? Mit welchen Begriffen können die entstehenden techno-sozialen Hybridformen angemessen beschrieben werden?

 

Forschungsfeld: Handlungs- und Interaktionsformen

Publikationen

Greschke, Heike (2014): "Mein Smartphone ist mein Schatz". Intimität in transnationalen Familien. In: Hahn, Kornelia (Hrsg.) (2014): E<3Motion. Intimität in Medienkulturen. Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 151-167.

Greschke, Heike (2013): Wie ist globales Zusammenleben möglich? Die Transnationalisierung der unmittelbaren sozialen Beziehungen und ihre methodologische Reflexion. In: Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) (2013): Transnationale Vergesellschaftungen. Verhandlungen des 35. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Frankfurt am Main 2010. Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 371-383.

Greschke, Heike (2012): Egal, wer Du bist? Kommunikative Praktiken der Zugehörigkeit und Distinktion im medialen Alltag transnationaler Migration. In: Stegbauer, Christian (Hrsg.) (2012): Ungleichheit. Medien- und kommunikationssoziologische Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 197-219.

Greschke, Heike (2012): Make yourself at home in www.cibervalle.com - Meanings of proximity and togetherness in the era of 'broadband society'. In: Fortunati, Leopoldina/Pertierra, Raul/Vincent, Jane (Hrsg.) (2012): Migration, diaspora, and information technology in global societies. New York, NY [u.a.]: Routledge, S. 124-138.

Greschke, Heike (2012): Is there a home in cyberspace? The internet in migrants' everyday life and the emergence of global communities. New York [u.a.] : Routledge (Englische und überarbeitete Version des 2009 erschienenen Werkes: Daheim in www.cibervalle.com: Zusammenleben im medialen Alltag der Migration).

Greschke, Heike (2010): Mediated cultures of mobility: The art of positioning ethnography in global landscapes. Working Paper 78/2010, COMCAD - Center on Migration, Citizenship and Development, Bielefeld, Link zum Volltext.

Greschke, Heike (2009): Daheim in www.cibervalle.com. Zusammenleben im medialen Alltag der Migration. Qualitative Soziologie, Band 10. Stuttgart: Lucius & Lucius.

Greschke, Heike (2008): „¡Ahora el mundo los está mirando!“ - Transnational Negotiations of Paraguayness in an Internet-based Global Community. In: Thies, Sebastian/Raab, Josef (Hrsg.) (2008): E Pluribus Unum? National and Transnational Identities in the Americas / Identidades nacionales y transnacionales en las Américas. Berlin: Lit Verlag, S. 229-246.

Greschke, Heike (2008): Does It Matter Where You Are? Transnational Migration, Internet Usage and the Emergence of Global Togetherness. In: Anghel, Remus/Gerharz, Eva/Rescher, Gilberto/Salzbrunn, Monika (Hrsg.) (2008): The Making of ‚World Society’. Transnational Practices and Global Patterns. Bielefeld: Transcript, S. 275-289.

Greschke, Heike (2007): Bin ich drin? Methodologische Reflektionen zur ethnografischen Forschung in einem plurilokalen, computervermittelten Feld [45 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(3), Art. 32, Link zum Volltext.

Vorträge

Greschke, Heike: Soziale Konflikte der Medialisierung. Abschlussvortrag der GGS-Graduiertenkonferenz 2014 „Medialisierung sozialer Konflikte“, JLU Gießen, gehalten am 05.12.2014.

Greschke, Heike: Vom „bowing letter“ zum „always on“: Medien_Sozialisation in transnationalen Familien. Tagung „Mediatisierung und Mediensozialisation: Komplementäre oder konkurrierende Perspektiven?, Universität Siegen, gehalten am 19.09.2014.

Greschke, Heike: Neue Medien = neue Methoden? Ethnographie im digitalen Zeitalter. Eröffnungsvortrag der Tagung: Ethnographische Onlineforschung, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, gehalten am 04.07.2014.

Greschke, Heike: Living boundaries and mediatized spaces. The techno-social constituents of transnational families. Gastvortrag im Rahmen des Workshops: Transnationale Mikrostrukturen, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, November 2013.

Greschke, Heike: Is there a home in Cyberspace? Sociological reflections on technologized intimacies in transnational family life. Vortrag im Rahmen der Tagung: Les pratiques numériques de migrants, Fondation maison des sciences de l‘homme, Paris, gehalten am 19.09.2013.

Greschke, Heike: Ethnography and Mediated Cultures of Mobility: Facing borderless fields and global situations. ESA-Research-Network 20 Qualitative Methods Midterm Conference „Innovating Qualitative Research: Challenges and Opportunities“, Universität Bayreuth, 20.-21.09.2013.